Eigentlich, ja eigentlich kenne ich sie gar nicht. Ich habe sie bloß an manchen Tagen jeweils ein paar Minuten gesehen. Vielleicht auch ein paar Minuten mehr.
Mein Wissen über sie ist fragmentarisch, ich weiß, wo sie gewohnt hat, wohnt und wohnen wird, gelernt hat, studiert hat, wo sie gearbeitet hat, arbeitet und arbeiten wird. Und doch weiß ich es nur theoretisch.
Ich kenne ihren Namen und ich weiß nicht, was sie mit ihm verbindet.
Wenn die Erinnerung das einzige ist, was man von einem Menschen hat, den man nicht richtig kennt aber gerne kennen würde, dann klammert man sich an Fragmente. Doch sie werden weniger. Ich werde vielleicht noch den Namen der Stadt wissen, in die sie ziehen wird, mich erinnern, dass ich ihr Lächeln sehr gemocht habe oder dass sie immer drei Oberteile übereinander angezogen hat. Aber wenn ich den Vornamen vergessen, mir ihr Gesicht nicht mehr vorstellen kann oder vergesse, worüber wir uns unterhalten haben, dann lösen sich selbst Fragmente auf. Was dann bleibt, ist nicht Erinnerung, sondern Erinnerung an Erinnerung.
3 Antworten zu “Lyrik zum Wochenende”
Schön Andreas! Mir fallen gerade viele blöde Kommentare ein, aber ich lass das mal so stehen Scheinst bei der Arbeit ganz schön schmusig zu werden gelle!?
Was schönes zum Wochenende ist doch nie verkehrt. Ausserdem sitze ich hier und schaue meinen Kolleginnen beim Eisessen zu, da wird man schon wehmutig. (Der Schmachtende)
haut sie, pack sie, nimm sie… sag ich da nur… wo kein eis da brauch halt gewalt…